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Diskussion moderieren

Malina Baranowska-Janusz
Interkulturelle Psychologin, Antidiskriminierungstrainerin

Arbeitet man bei einer internationalen Begegnung mit Jugendlichen, lohnt es sich, einen Moment darüber nachzudenken, wie man Diskussionen moderiert. Was sollte man beachten, damit eine Diskussion so verläuft, dass sämtliche Teilnehmer/-innen einbezogen werden und ihre Vielfalt unterstützt und wertgeschätzt wird? Das Nachdenken hierüber beginnen wir mit einer Mini-Checkliste, die es erleichtert, auf eigene Erfahrungen zurückzugreifen.

Beim Beantworten der unten stehenden Fragen ist es gut, wenn wir uns in Erinnerung rufen, wie wir uns während einer Diskussion gefühlt haben, an der wir selbst teilgenommen haben.

  1. Hast du schon einmal an einem Treffen teilgenommen, bei dem du keine Chance hattest dich zu äußern?
  2. Falls du es geschafft hast, dir Gehör zu verschaffen, wurde deine Meinung dann komplett ignoriert?
  3. Hast du mit einer Gruppe gearbeitet, die sich sehr gut kannte und du kamst dir vor wie „das fünfte Rad am Wagen“?
  4. Warst du schon mal bei einem Treffen, bei dem es darum ging, zusammen zu arbeiten, bei dem sich aber niemand vorgestellt hatte und ihr kooperiert habt, ohne eure Vornamen zu kennen?
  5. Warst du schon mal bei einem Treffen, das von einer Person dominiert wurde, die jeden unterbrach und niemanden zu Wort kommen ließ?
  6. Ist es schon einmal vorgekommen, dass du bei einer wichtigen Diskussion komplett abgeschaltet hast? Warum ist es dazu gekommen? Was hat dazu geführt, dass du wieder reingekommen bist?

Wahrscheinlich hat jeder von uns bereits die Erfahrung gemacht, bei einer Diskussion nicht verstanden, gering geschätzt oder ignoriert worden zu sein. Es lohnt sich zu überlegen, wie man auf die Teilnehmer/-innen eingehen kann, damit die Teilnahme an einer Diskussion für sie ein positives, bestärkendes Ereignis ist.

Dabei kann es helfen, sich einige zusätzliche Fragen zu stellen, um eigene Kriterien für ein gutes Gespräch / eine gelungene Diskussion aufzustellen.

  1. Überlege, wann du einmal an einem guten Gespräch / einer guten Diskussion teilgenommen hast.
  2. Welche Kriterien hat dieses Treffen erfüllt?
  3. Wann fühlst du dich am stärksten in eine Gruppenarbeit involviert?
  4. Macht es eine gute Diskussion aus, dass alle einer Meinung sind?
  5. Sollte der Moderator immer neutral bleiben?

Wenn wir die Liste mit Prioritäten für ein gutes Gespräch haben, können wir ihr drei Faktoren hinzufügen, die dabei helfen, die Veranstaltung / die Diskussion derart offen zu führen, dass sich alle zur aktiven Teilnahme ermuntert fühlen. Dabei geht es um: EINBEZUG, ZUHÖREN UND EINFLUSS. Dank dieser Faktoren werden die Teilnehmer/-innen der Begegnung anderen mit größerem Engagement zuhören und sich äußern. Wissen sie, dass jede Wortmeldung bei der Diskussion wichtig ist, werden sie das Gefühl haben, dass man ihnen wirklich zuhört. Das Gefühl, Einfluss zu haben, erlaubt es, in der Gruppe ihr wahres, manchmal verstecktes Potenzial zutage zu fördern, wodurch die Identifikation mit der Gruppe und ihren Aufgaben wächst. Die Teilnehmer/-innen werden engagierter sein, wenn sie wissen, dass ihr Beitrag zur Diskussion wichtig ist und es nicht die eine dominierende Meinung gibt. Eine solche Diskussion zu leiten, verlangt von der Moderation viel Achtsamkeit und Offenheit jeder Meinung gegenüber, wobei sie gleichzeitig Regeln aufstellen und auf ihre Einhaltung achten muss.


Dabei helfen folgende Elemente:

  1. Achte auf eine Begrüßungsrunde: Jeder soll wenigstens kurz etwas sagen, falls dir an einer konkreten Frage etwas liegt, z. B. daran, Bedürfnisse oder Erwartungen kennenzulernen, bitte die Teilnehmenden, diese zu äußern.
  2. Achte auf Regeln, euer Grundprinzip sollte lauten: Wir stimmen überein, dass wir nicht übereinstimmen können (agree to disagree), aber miteinander reden wollen.
  3. Suche verschiedene Meinungen: Überprüfe bei der Begegnung, ob es Personen gibt, die sich noch nicht geäußert haben, frage nach ihrer Meinung (z. B. beim Überprüfen, ob Personen im Raum sind, die anders denken oder eine andere Meinung zu dem Thema haben?). Wenn sich wieder dieselbe Person zu Wort meldet, bedanke dich bei ihr und sage, dass du jetzt auf andere Meinungsäußerungen wartest.
  4. Lass ablehnende Meinungen zu Wort kommen: Wenn eine ablehnende oder eine alternative Meinung geäußert wird, halte kurz inne und frage, was der Rest über das Thema denkt. Gib dieser Meinung Raum, gehört zu werden und habe keine Angst davor, sie Teil der Diskussion werden zu lassen.
  5. Stelle klare Fragen und warte mit der Antwort – manchmal braucht es einen Moment zum Nachdenken und Zeit, um sich äußern zu wollen, besonders in einer Gruppe, in der man z. B. in der Minderheit ist.
  6. Unterstütze Minderheitenmeinungen. Wenn in der Gruppe ein dominierendes Thema auftaucht, sich Untergruppen bilden und ständig eine das Wort ergreift, stärker ist, dominiert. Benenne das, was du siehst, indem du z. B. sagst: „Wie ich sehe, haben sich zwei Gruppen gebildet und eine hat mehr Durchsetzungskraft. Lasst uns mal schauen, was die andere Gruppe zu sagen hat.“
  7. Achte auf zurückhaltende Personen. Wenn es in der Gruppe jemanden gibt, der sich aus irgendeinem Grund nicht mehr an der Diskussion beteiligt, frage nach, was notwendig wäre, damit sich dies ändert. Vielleicht braucht die Person eine Pause oder geht anders an das Thema heran.

Materialien auf Englisch:

Materialien auf Polnisch →

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