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Ankunft und Unterbringung

Agnieszka Szczepanik
Coach und interkulturelle Trainerin
Verein Eine Welt – SCI Polen

Nach wochenlanger Vorbereitung auf den Austausch kommt endlich der Moment, wenn sich die beiden Gruppen treffen und die Jugendlichen nach der Begrüßung zu ihren Gastfamilien gehen.

Was ist zu Beginn zu beachten?

  • es sollte ausreichend Zeit gegeben werden, um sich kennenzulernen und das „Eis zu brechen“;
  • Vorstellung des Programms, Abfrage der Erwartungen der Teilnehmer/-innen, Vertragsabschluss;
  • Kennenlernen des Ortes (es kann eine Stadt- oder Feldrallye1 sowie ein Geocaching2 organisiert werden);
  • es sollte sichergestellt werden, dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern genügend Zeit bleibt, sich mit den Grundsätzen und der Art der Zusammenarbeit in der Gruppe vertraut zu machen;
  • wenn die Gruppe in einem Hostel wohnt, sollten die Jugendlichen dennoch einen Abend oder einen Nachmittag mit den Familien vor Ort verbringen.

Die Teilnahme am täglichen Leben in der Gastfamilie ist für einen jungen Menschen eine intensive Erfahrung – nicht nur wegen der möglichen kulturellen Unterschiede, sondern auch aufgrund persönlicher Bedürfnisse und Erwartungen sowie von Schwierigkeiten bei der Kommunikation in einer Fremdsprache. Daher sollte überlegt werden, welche Informationen für die Teilnehmenden und die Gastfamilien bereits vor dem Austausch wichtig sind, um sich gut auf das Zusammenleben vorzubereiten. Das ist übrigens eine Aufgabe, die auch den Jugendlichen übertragen werden kann (PDF).

Ein von polnischen Eltern oft angesprochenes Thema sind die Gastgeschenke für die deutschen Familien. Grund hierfür ist, dass in Polen das Überreichen von Geschenken bei Besuchen ein Teil des Rituals der Beziehungspflege ist. Das kann für die andere Seite peinlich sein, weil es in der deutschen Kultur keine solche Tradition gibt. Aufgrund der großen gesellschaftlichen Vielfalt Deutschlands hinsichtlich nationaler und ethnischer Herkunft und damit auch der Religion und Hautfarbe können polnische Jugendliche auch auf Gastfamilien treffen, die beispielsweise aus der Türkei, arabischen Ländern oder dem Iran stammen und entsprechend ihren kulturellen Gepflogenheiten ein Geschenk nicht nur annehmen, sondern mit einem Gegengeschenk erwidern. Es lohnt sich, auf solche Eventualitäten vorbereitet zu sein, bspw. durch einen „Brief an die Eltern“.

Die Migration hat das Bild der „typisch“ deutschen Familie verändert, und dieser Aspekt ist bei der Vorbereitung der Jugendlichen, aber auch der polnischen Gastfamilien zu beachten.

Wenn es keine Bereitschaft gibt, einen Gast aus Polen oder Deutschland zu Hause aufzunehmen, lassen sich andere Lösungen finden. Informationen über die verschiedenen Arten von Unterkünften während eines Austauschs finden Sie im Kapitel 6.2. der DPJW-Publikation „Was für eine Begegnung!“ (PDF).

Am besten ist es, das Thema Unterkunft mit dem Partner aus dem anderen Land bereits in der Vorbereitungsphase zu besprechen. Wenn die Jugendlichen bei Gastfamilien wohnen, ist es ratsam, so viele Details wie möglich zu kennen, wie z. B. die Größe der Wohnungen, die Anzahl der Bewohner/-innen, Treppen, Aufzüge, die Breite der Türrahmen (nützlich für Rollstuhlfahrer/-innen), Haustiere (wichtig wenn jemand Angst vor Hunden oder Allergien hat). Gleiches gilt auch für die Anreise, denn der Austausch sollte für alle Interessierten offen sein – unabhängig von der familiären oder finanziellen Situation, von Gesundheit (z. B. Menschen mit Behinderungen) oder Sprachkenntnissen. In der Phase der Projektvorbereitung ist zu prüfen, welche Hindernisse auf dem Weg zur Jugendbegegnung auftreten können und wie man sie überwindet. So sind beispielsweise ältere Züge für Rollstuhlfahrer/-innen aufgrund der hohen Stufen und der engen Gänge nur sehr schwer zugänglich (mehr: „Situation von Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen“). Ein Fragebogen (PDF) und die DPJW-Checkliste „Vielfalt bei Jugendbegegnungen” (PDF) können bei der Informationssammlung helfen, um möglichst inklusive Treffen vorzubereiten.

Gelegentlich treten angemeldete Jugendliche aufgrund der Kosten von der Teilnahme zurück. Während der Vorbereitungsphase muss die Höhe des benötigten Taschengeldes geschätzt, alternative Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht gezogen und andere Möglichkeiten gesucht werden, Notwendiges anzuschaffen.

Bei der Planung eines Jugendaustauschs muss auch berücksichtigt werden, dass einige Teilnehmende ggf. Visa oder andere Dokumente für den deutsch-polnischen Grenzübertritt benötigen. Dies ergibt sich aus den Migrationsprozessen, bei denen Menschen vor Krieg und Verfolgung in ein anderes Land flüchten oder zum Studium oder für die berufliche Weiterqualifizierung einreisen. Wenn sich diese Personen rechtmäßig in Deutschland oder Polen aufhalten, ist ihre Teilnahme dennoch möglich.

Materialien auf Deutsch:

Materialien auf Englisch:

Materialien auf Polnisch →

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